Amerika Live - im März 2007       (Monika Doswald)
 


Nun sind wir schon eine Woche hier in der Wüste. Mit unserem Einzug ist auch das schöne Wetter gekommen. Jeden Tag ist ca. 25 - 30 Grad angesagt.  Also Bikini an und auf den Liegestuhl !  Allerdings müssen wir uns mit dem Pool begnügen, weil die Seen alle ausgetrocknet sind.  Manchmal haben wir schon das Gefühl;  wo sind wir hier gelandet?!   Nur dürres Land, soweit man sieht, solch eine Verschwendung von Boden!  Was ist da passiert, bei der Erschaffung der Erde?

 

 

Wir versuchen uns nun der Mentalität der Amerikaner anzupassen. Allerdings mussten wir schon am ersten Tag eine Lektion lernen. Unser Autovermieter meinte, wir sollten nicht alles so ernst nehmen, mehr geniessen ! 

 „Ridgecrest-People take it easy!“

Das versuchen wir nun jeden Tag umzusetzen. Mir fällt das leicht, ich habe ja Ferien. Für HP ist es etwas schwieriger. Es wird halt auch im Geschäft manchmal so gearbeitet. *take it easy!*


 

Ich habe Muskelkater!!!  Letzten Sonntag machten wir einen Ausflug auf den Rogers Peak. Das ist einer der Gipfel rund ums Death Valley. Der Aufstieg dauerte ca. 1 1/2 Std. Dafür wurden wir mit einem wunderbaren Ausblick von ca. 3300 m runter auf 85.5 m unter dem Meeresspiegel (tiefster Punkt der USA) auf Badwater, belohnt.

Obwohl das Wetter zum wandern herrlich war, waren wenig  Leute unterwegs. Die Amerikaner sind nicht so sportlich, obwohl es vielen gut tun würde.

Dort oben gibt es halt keinen Mc Donalds.

 


 

 



Dies ist der Blick von Badwater Basin hinauf zum Telescope- und Rogers Peak
(Mai 2007)

 



*Des Teufels Kornfeld* ist ebenfalls im Death Valley zu finden.
(Gebüsche wie aufgestellte Kornähren)

 


 

Wie wir feststellen konnten, waren wir nicht die ersten Schweizer in dieser Gegend.

Schon 1879 entwickelten Schweizer Ingenieure Kohlemeiler welche durch chinesische Arbeiter am Fusse des Rogers Peak erstellt wurden.

Die gewonnene Holzkohle wurde in der 30 Meilen entfernten Modock-Mine benötigt um Silber und Blei aus dem Gestein zu lösen.

 

 


Jeden Morgen um 10 Uhr müssen wir schlagartig unseren *Balkon* räumen. Dann wird nämlich der Rasen gewässert. Weil die Düsen etwas unkontrolliert sind, spritzt es bei uns bis in die Küche, wenn die Türe nicht geschlossen ist. Es erwischte mich nur einmal, als ich mit dem Velo schon abfahrbereit war,  und ich noch einmal retour etwas holen musste. Bis ich dann unter den Fontänen bis auf die Strasse gerannt war, wurde ich halt zum zweiten mal an diesem Tag geduscht! Zehn Minuten später ist der ganze Spuck vorbei und wenn dann der *See* auf unserem Vorplatz getrocknet ist, was bei der Hitze jetzt sehr schnell geht, können wir unseren *Backyard* geniessen.

Obwohl alle Häuser ringsum besetzt sind , sitzt sonst nie jemand von den Nachbarn draussen. Dass die Leute zuhause sind, sieht man immer daran, dass ein oder zwei oder sogar drei Autos  pro Wohnung vor dem Haus stehen. Die Amerikaner sind sehr freundlich, aber wenn sie daheim sind, sind sie in der Wohnung und die Vorhänge sind den ganzen Tag zugezogen, die Klimaanlagen laufen auf Hochtouren.

So können wir die ganze Anlage fast allein geniessen, es ist herrlich. Lustig sind auch die Holzzäune vor jeder Türe, wir sagen denen unsere Hühnerställe!!. Man sieht diese Zäune sehr viel hier. Vor allem bei den Einfamilienhausiedlungen ist jedes Grundstück so abgegrenzt. 

 


Gestern waren wir zum Nachtessen eingeladen. Es war sehr interessant. Der Mann ist Inder und kommt von Kaschmir,  die Frau, ebenfalls Inderin, von Dehli. Sie müssen englisch miteinander und mit den Kindern sprechen, weil ihre Dialekte verschieden sind. Weil die Frau sechs Jahre in Karlsruhe  gelebt hat, spricht sie perfekt deutsch, gut für mich!  Kennen gelernt haben sie sich übers Internet und geheiratet haben sie in Deutschland. Sie hat erzählt, dass sie vorher nur einmal in New York war und gemeint hat, ganz Amerika sei eine Grossstadt. Als sie dann hier in die Wüste gekommen sei, habe sie es fast nicht glauben können und sei fast verzweifelt. Jetzt lebt sie acht Jahre da, hat zwei Kinder und hat sich daran gewöhnt. Sie planen aber, auch wegen den Kindern, später nach Palmdale oder Lancaster zu ziehen.


Die Hi-Desert rund um Ridgecrest ist weitherum beliebt für Motocross, Quad und Sandbuggys. Bis von San Diego kommen übers Wochenende die Angefressenen mit riesengrossen Wohnmobilen her um in der Wüste rumzukurven. Wie in der Schweiz Skipisten sieht man hier meilenweit Sandpisten. Ob jung oder alt, Frau oder Mann, alles hat Spass daran.
 

 


 

Jedes Mal wenn ich Kartoffeln schäle oder Salat wasche, meine ich,  jetzt kommt dann Barni Geröllheimer oder Fred Feuerstein um die Ecke. Die konnten doch ihre Rüstabfälle in den Schüttstein werfen; unten sass ein dickes Schwein, grunzte und frass alles auf. Wir können unsere Grünabfälle auch durch den Abfluss runterlassen Wir  müssen dann allerdings einen Schalter drücken, und anstelle des Grunzen eines  Schweins fängt es jetzt unten an zu knattern und zu surren. Es ist nämlich ein Shredder eingebaut, der alles klein hackt und  in die Kanalisation spült. 

Sonst ist es hier  mit Abfalltrennung noch nicht weit her. Über der Strasse steht ein grosser blauer Container. Da wird alles hineingeworfen, was nicht mehr gebraucht wird, Papier, Karton oder was auch immer. Auf Hanspeters Anfrage wegen Abfalltrennung, bekam er vom Office die Antwort, zuunterst in der Stadt beim Wallmart steht eine Abfallsentsorgungsstation. Ich passe mich jetzt auch den Einheimischen an und mache es mir einfach!!!

 


So schön wie der Brice Canyon ist er nicht gerade, aber der Red Rock Canyon hier in der Nähe hat durchaus auch ein paar schöne und bizarre Felsformationen.
Es ist schon faszinierend, diese verschiedenen Farben, Formen und Gesteinarten zu sehen.



 

Neben dem Red Rock Canyon liegt der Hagen Canyon. Bis zuhinterst braucht es einen Fussmarsch von ca. 1/2 Std.. Dort wäre alles, was es für einen schönen Wasserfall braucht:  Felsen, wo das Wasser herunterstürzen könnte, ein Becken, wo das Wasser sich sammeln könnte............. nur eben das Wasser fehlt, seit Jahren schon ist alles trocken!!




 

Wir haben ja schon viele Aussteiger und Clochard's gesehen. Der Typ aber, den wir letzthin auf dem Highway Richtung Las Vegas gesehen haben, war der absolute Hit. Mitten im nowhere, kilometerweit vom nächsten Haus entfernt, kam er daher. Er stiess einen Einkaufswagen vor sich her, auf den er seinen ganzen Besitz geladen hatte. Vielleicht wollte er in Las Vegas sein Glück versuchen. Bis dorthin waren es aber noch etwa 200 Km. Wahrscheinlich ist er immer noch unterwegs!


Wer hat nicht den Film *Der Planet der Affen* schon gesehen? Grosse Teile davon (auch von *Startrek*) wurden bei den Trona-Pinnacle's gedreht. Dort hat man wirklich das Gefühl auf einem ausserirdischen Planeten oder auf dem Mond zu sein. Diese Formationen sind ca.10000 bis 100000 Jahre früher entstanden, als diese Gegend noch ein riesiges Meer war. Weil die Erddecke sehr dünn war, blubberte es auf dem Meeresboden und es gab diese Gebilde aus Tuffstein. 

Mit dem Auto und zu Fuss kann man um- und zwischen den Felsnadeln fahren, bzw. wandern.


 


Gestern testeten wir unser TomTom. Wir wollten doch schauen, ob  *Lisa*, die Stimme des Navigations-Gerätes, den Weg auch in Amerika findet?!  In Palmdale programmierten wir den *kürzesten Weg* nach Hause. Bis etwa 20 Km vor Ridgecrest ging es gut.  Dann aber legte  Lisa los....... Sie fand noch eine Abkürzung, die auf keiner Autokarte verzeichnet ist.........Geradeaus durch die Wüste, wo sonst  wahrscheinlich nur Offroader und Sandbuggis durchfahren. Einmal mussten wir umkehren, weil wir plötzlich vor einem Graben standen. Ein Regenfall hat da mal einen Teil der Strasse mitgerissen. 

Endgültig fertig war es dann am Zaun neben dem Interstate-Highway.  Wir mussten die längste Zeit neben dem Zaun durch das Gebüsch fahren und versuchen ein Schlupfloch zu finden, um auf die Hauptstrasse zu kommen und diese zu überqueren. Lisa motzte immer: "kehren Sie, wenn möglich um.... biegen Sie links ab....!!!!."    Und wir hofften die ganze Zeit, hoffentlich kommt jetzt weder ein Sheriff noch ein Sandloch !!!


 


Wir haben jetzt eine Tageszeitung abboniert. Wir müssen doch informiert sein, was in unserer Stadt passiert. Zuerst hoffte ich schwer, dass wir auch einen eigenen Briefkasten für die Zeitung bekommen. Normalerweise haben die Einwohner pro Zeitung einen Kasten,  und zwar von den jeweiligen Zeitungen selber. Wenn sie also drei Zeitungen  abboniert haben, hängen drei Kästen vor der Türe. Jede mit dem Namen der Zeitung drauf.  Daneben der normale Briefkasten von der Post selbstverständlich. Wir sind aber zuwenig lang da, darum wird die Zeitung am Morgen vor die Türe gelegt oder geworfen. Soweit so gut. Wir haben jetzt aber ein Probleme..... Wegen der Wärme ist die ganze Bewässerungsaktion am Morgen jetzt drei Stunden vorverlegt worden. Wenn wir die Zeitung nicht rechtzeitig erwischen, ist sie ebenfall gewässert !!!! 
Am ersten Morgen mussten wir sie zuerst im Backofen trocknen.




 


Im Down Town von Ridgecrest war gestern eine *Car-Show*. Dabei wurde die Balsamstreet oben und unten gesperrt und an beiden Seiten konnten die angefressenen Oldtimer- und sonstigen Tuning-Autofans ihre Objekte, ihre *Road-Runner* ausstellen.
Super, was man hier alles Mögliche und Unmögliche sehen konnte.  Alles glänzte, die Chromteile waren poliert. Die stolzen Eigentümer sassen hinter ihren Autos und gaben bei Fragen Antwort.

 


 


Mein Kiosk-Herz schlug natürlich schneller, als ich auf dem Santa Monica Boulevard. diesen Kiosk sah. So viele Laufmeter  Presse hätte ich in der Schweiz auch gerne.
Zum Glück regnet es hier fast nie.

Früher hatten die Obdachlosen höchstens ein paar Plastiksäcke mit Waren dabei. Heute schiebt fast jeder ein hochbeladenes Wägelchen vor sich her. Sie sind halt auch moderner geworden. Vor dem Kiosk steht auch solch ein Wagen. Die Frau liesst wahrscheinlich gerade ihre tägliche Zeitung.



Am Abend sieht es hier auf der autofreien Strasse wunderschön aus. Je wärmer die Jahreszeit wird umso mehr geht hier die Post ab! Alle paar Meter zeigen  *Künstler* was sie können, sei es Kunstturnen, Breakdance , Dixiemusik....     
Ein Typ legte ein Schlagzeugsolo hin. Allerdings hatte er kein Schlagzeug, sondern nur Plastikkessel, Kochtöpfe, usw.  es tönte super!
Ein weiterer hatte eine kleine Verstärkeranlage aufgebaut. Er sang mit Inbrunst aber zum Teil leider etwas falsch.
Es tönte nicht so gut, aber die Leute hatten ihre Freude daran.


 


Der berühmte Strand von Santa Monica ist zu dieser Jahreszeit noch fast leer.
Es ist in Los Angeles auch ein paar Grade kälter, als bei uns oben in der Hi-Desert


 


Autofahren in den Grossstädten wie Los Angeles ist und bleibt für mich ein Horror.
Fünf Spuren in jede Richtung, meistens Stau, man darf auch rechts überholen, manchmal gehen Autobahn-Ausfahrten auch links weg....!!!!  Ich bin immer froh, wenn Hp fährt und wir wieder heil aus der Stadt raus sind.